Über diesen Blog

Dies ist ein privater Blog von Rainer Paffrath. Ich bin seit ca. 25 Jahren Langstrecken-Radfahrer bzw. Randonneur. Hier wird über alles rund um diesen schönen Sport berichtet – unsystematisch, unregelmäßig und ohne viel Schnickschnack.

Aktuell dreht sich hier vieles um meine 7. Teilnahme an Paris-Brest-Paris Randonneur vom 20.-24. August 2023. Mein Start ist am 21.8.2023 um 5h15 Uhr; ich versuche dann auch ein bisschen von unterwegs zu berichten.

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Etwas Nachlese. Schlafstrategie und: kleine Dinge, große Wirkung

PBP ohne Schlaf oder nur mit gelegentlichen Powernaps ist nicht mein Ding. Lieber zwei bis drei Zyklen à 1,5 Stunden in der Nacht vernünftig schlafen und dann wieder richtig radfahren. Die Idee ist also, nach dem Start am Montagfrüh um 5h00 bis zum späten Abend zu fahren, dann zu schlafen, um am nächsten Tag erneut – gut ausgeschlafen – eine möglichst lange Strecke zu bewältigen, u.s.w. Diese Strategie hat sich gut bewährt, wenn auch der genaue Schlafort immer mal Gegenstand von Diskussionen ist. Der normale Rhythmus bleibt einigermaßen erhalten.

Am ersten Tag ging diese Strategie voll auf. Um 22h21 trafen wir nach 435 km in Loudéac ein. Dort gab es eine Dusche und freie Schlafplätze; beides nahmen wir in Anspruch. Wann wir genau weitergefahren sind, weiß ich nicht mehr genau, um ca. 3h30. Um ziemlich genau 12h00 erreichten wir Brest.

Auch am zweiten Tag bewältigten wir eine ähnliche Distanz: nach 432 km trafen wir um 1h41 in Tinténiac ein. Aufgrund der relativ schwierigen Topografie um Brest benötigten wir also etwas mehr Zeit als am ersten Tag.

In Tinténiac dann der faux pas. In der neuen Kontrolle kannten wir uns nicht aus und betteten uns im Speiseraum, obwohl ein Schlafsaal zur Verfügung stand. Entsprechend unbequem und wenig geruhsam war es. Zudem weckte uns der Koch nach ca. einer Stunde „Schlaf“-Zeit – das sei kein Schlafplatz! Unsere Schlafstrategie hatten wir nicht umsetzen können.

Wir machten uns auf den Weg und waren zunächst guter Dinge, als wir bereits um 6h38 in Fougères eintrafen. Die beiden Folgeetappen gestalteten sich allerdings sehr schwer: Schlafdefizit plus eine unerträglich Schwüle ließen uns nicht gut vorankommen. Wir hielten einen guten Mittagsschlaf unter einem Baum und quälten uns weiter durch die Schwüle. Unterwegs noch eine Eispause und in Dreux eine gute Mahlzeit. Für die verbleibenden 352 km brauchten wir insgesamt noch bis 0h40.

Wie wäre es gelaufen, wenn wir in Tinténiac vernünftig geschlafen hätten? Auf jeden Fall hätten wir uns weniger bleiern gefühlt. Vielleicht aber gar nicht so viel besser, denn die Wetterbedingungen waren wirklich nicht lustig (vielleicht ein Grund für die relativ hohe Abbruchquote von 24,3% ?).

Trotzdem sind wir sehr zufrieden: im Durchschnitt legten wir pro Tag 434 km (= 1.219 km / 2,81 Tage) zurück – muss man auch erst mal schaffen 😉

Post-PBP-Sonntag – zwischen PBP und Alltag

Bei jeder Ausgabe von PBP erhält man eine Trinkflasche. Beim mir sind es nun sieben Stück, d.h. die erste Flasche erhielt ich vor 24 Jahren. Man sieht, PBP ist nicht nur ein einmaliges Erlebnis, sondern eine Lebenseinstellung. PBP ist ein Vehikel, sich anspruchsvolle Pläne zu definieren und weiter als das Mainstream-Gedankenraster zu denken. Man kann wirklich viel erreichen, und für dass Erreichte bin ich sehr dankbar – bei weitem nicht jeder darf das erleben!


Ein Lieblingsfoto

Pause an einer Boulangerie an der Kontrolle in Villaines-la-Juhel. Es gab Quiche und Tarte aux pommes 😋 , wollen mir mal nicht meckern. Mangels Sitzgelegenheiten nehmen wir halt auf dem Boden Platz. Stimmung stimmt.


Peter auch im Ziel

Mit seinen Ärzten hat Peter vorab nicht darüber gesprochen, dass er an PBP teilnehmen möchte. Die hätten ihn für verrückt erklärt. Nur wenig Zeit ist nach einer OP vergangen. Es entspricht Peters Naturell, auch Unmögliches zu versuchen, zusammen mit größter Vernunft und Erfahrung.
Wer es genau wissen möchte, guckt auf dem Foto unten, welche Pläne Peter ansonsten realisiert. Wo das Nordkap liegt, wissen wir; wo Tarifa liegt, muss man ggf. nachschlagen.


Gut angekommen!

Nach unserem Mittagsschlaf unter dem Baum sind wir in sengender Hitze bis Dreux gerollt. Es war unsäglich schwül. Viele Franzosen standen am Straßenrand und boten uns Getränke an bzw. feuerten uns an. In Dreux haben wir genüsslich gespeist und sind dann – in der Dunkelheit – auf die letzte Etappe. Wir waren um Mitternacht am Ziel und nahmen unsere Medaille entgegen 😁😁.
Leider haben wir dann den Rückweg zum Haus nicht mehr so gut gefunden 🙈 und kamen erst gegen 4 Uhr an.
Heute: natürlich ausschlafen, die erste Welle habe ich schon hinter mir 🤓

Bald mehr auf diesem Kanal!

Villaines la Juhel, 1018 km

Noch 200 km 💪

Kurz nach der Kontrolle entdeckten wir die Boulangerie wieder, in die wir schon 2019 „eingefallen“ waren. Dort gibt es das berühmte Paris-Brest-Gebäck (mit viel Buttercreme) und ein Extra-PBP-Biskuit.

Auf dem Foto oben mittig sieht man eine Tafel mit Postkarten. Die Postkarten stammen von PBP-Fahrern der Vorjahre aus der ganzen Welt. Die Tafel haben Anwohner aufgestellt, die uns mit Getränken und Snacks empfangen. Sie verteilen kleine Zettelchen, auf denen ihre Adresse aufgedruckt ist; so werden wir aufgefordert, im Anschluss an PBP eine Postkarte zu senden.

Oben rechts sind die Fahrräder von Sina und Victor zu sehen. Sina ist Deutsche und stammt aus Hamburg; sie lebt in Paris mit Victor, der dort ein tolles Radgeschäft betreibt. Sie sind diesmal mit Fixies, d.h. mit Fahrrädern ohne Gangschaltung und mit starrer Nabe unterwegs – ansonsten wäre es zu einfach!


Loudéac, 21 Uhr

Hier gucken:

Routine an den Kontrollstellen: das Fahrrad wird auf einem Gerüst eingehakt. Nach dem Marsch zum Kontrollbüro, wo wir Stempel und Uhrzeit in unser Kontrollheftchen erhalten, nutzen wir die kurze Pause für Nahrungsaufnahme und Vorbereitungen für die Nacht (Armlinge und reflektierende Weste anziehen).


Auf dem Rückweg, wieder in Carhaix

Wir sind schon in Brest gewesen und sind nun zurück in Carhaix. Hier hören:

Das Foto links zeigt uns an der Kontrolle in Brest zusammen mit Richard (re.). In der Mitte ist der Roc’h Trévezel (384 m über NN) zu sehen, die zweithöchste Erhebung der Bretagne. Der untere Teil der Antenne ist in Nebel gehüllt. Den Roc’h mussten wir diesmal nur einmal auf dem Hinweg überwinden (früher sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg). Das Bild rechts ist das obligatorische Brückenbild in Brest; einmalig auf dem Weg ist das Meer zu sehen. Brest gibt ein gutes Gefühl: die Hälfte ist geschafft!