Über diesen Blog

Dies ist ein privater Blog von Rainer Paffrath. Ich bin seit ca. 25 Jahren Langstrecken-Radfahrer bzw. Randonneur. Hier wird über alles rund um diesen schönen Sport berichtet – unsystematisch, unregelmäßig und ohne viel Schnickschnack.

Aktuell leben wir in der Zwischenzeit zwischen PBP 2023 und PBP 2027. Auch in diesem Zeitraum gibt es eine Menge zu erleben 🙂

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Bonn-Lüttich-Bastogne-Bonn (BRM 400)

Die Brevet-Saison 2024 ist in vollem Gange, wir sind schon bei BRM 400 (10.5.2024). Und, oh weh, schon lange nichts mehr veröffentlicht! Seit PBP 2023 ist eine Menge passiert – werde das nach und nach aufarbeiten.

Das BRM 400 von ARA Rheinland war ein denkwürdiges Ereignis. Eigentlich perfekte Wetterbedingungen, eigentlich. Denn wie häufig im Frühjahr gibt es einen großen Temperaturunterschied zwischen Nacht (6 Grad Celsius) und Tag (22 Grad Celsius). Bei der Abfahrt käme ich zur Not mal mit kurzer Hose aus; ein bisschen frieren wäre nicht so schlimm. Aber in der Folgenacht wird es dann wegen der Müdigkeit arg frostig. Also warm einpacken. Wohin aber tagsüber mit der Wintermontur? Eine Frage, die mich seit Jahren umtreibt, schließlich will man mit so wenig Gepäck unterwegs sein wie möglich. Mein winziges Rahmendreieck bietet kaum Platz für zusätzliche Taschen. Die Wintermontur tagsüber anzulassen ist keine Option – viel zu warm, viel zu großer Leistungsverlust wegen Schwitzen. Schon ein bisschen zu warm ist fatal, jedenfalls für mich. So auch heute, ich esse und trinke nicht genug.

Heute weitestgehend Alleinfahrt. Die Schnellen sind einfach zu schnell, andere ein bisschen langsamer …

Diesmal erlebe ich ein Kontrollstellen-Fiasko. So etwas ist mir in all den Jahren noch nicht passiert. Dank der Gruppe finde ich K1 problemlos. Bei K2 in Lüttich fahre ich vorbei – so langsam müsste die Kontrolle kommen. Zum Glück machen mich aufrückende Mitfahrer auf die verpasste Kontrollstelle aufmerksam. Ich rolle zurück, nochmal gerade so repariert. Bei K3 in La Roche-en-Ardenne bin ich wohl voll auf das Sandwich fokussiert und vergesse, das Selfie für die elektronische Brevetkarte hochzuladen. Zum Glück lasse ich mir einen Stempel auf die Pappkarte geben (warum auch immer!?), puh! Auf dem Vennbahn-Radweg brauche ich schließlich 3 km Bremsweg, um die verpasste Kontrolle in Waimes zu realisieren – na ja, die paar Extra-Kilometer. Und schließlich die Tankstelle in „Euskirchen“ – einfach nicht wahrgenommen! Die formale Adresse „Euskirchen“ ist korrekt, der Stadtteil ist Flamersheim, wie ich später herausfinde…

Und dann reißt noch der Gummiring, mit der die Lampe am Lenker befestigt ist – der galt bislang als unkaputtbar! Was ist heute los? Mit zwei Kabelbindern und einem Gummiband gelingt eine notdürftige Reparatur, die unterwegs häufig nachjustiert werden muss.

Trotzdem wollen wir mal nicht meckern. Trotz der Widrigkeiten (wegen :-)) ein spannendes Brevet in einer legendären Radsportregion! Tolle Strecken, weitestgehend verkehrsarm. Ich rolle überwiegend gleichmäßig, nur in der Mittagszeit ist das Vorankommen durch den hakeligen Radweg an der Ourthe und die Wärme (definitiv nicht meins!) etwas eingeschränkt. Nach ca. 415 km, ca. 3500 HM und 18h15 rolle ich ins Ziel.

Etwas Nachlese. Schlafstrategie und: kleine Dinge, große Wirkung

PBP ohne Schlaf oder nur mit gelegentlichen Powernaps ist nicht mein Ding. Lieber zwei bis drei Zyklen à 1,5 Stunden in der Nacht vernünftig schlafen und dann wieder richtig radfahren. Die Idee ist also, nach dem Start am Montagfrüh um 5h00 bis zum späten Abend zu fahren, dann zu schlafen, um am nächsten Tag erneut – gut ausgeschlafen – eine möglichst lange Strecke zu bewältigen, u.s.w. Diese Strategie hat sich gut bewährt, wenn auch der genaue Schlafort immer mal Gegenstand von Diskussionen ist. Der normale Rhythmus bleibt einigermaßen erhalten.

Am ersten Tag ging diese Strategie voll auf. Um 22h21 trafen wir nach 435 km in Loudéac ein. Dort gab es eine Dusche und freie Schlafplätze; beides nahmen wir in Anspruch. Wann wir genau weitergefahren sind, weiß ich nicht mehr genau, um ca. 3h30. Um ziemlich genau 12h00 erreichten wir Brest.

Auch am zweiten Tag bewältigten wir eine ähnliche Distanz: nach 432 km trafen wir um 1h41 in Tinténiac ein. Aufgrund der relativ schwierigen Topografie um Brest benötigten wir also etwas mehr Zeit als am ersten Tag.

In Tinténiac dann der faux pas. In der neuen Kontrolle kannten wir uns nicht aus und betteten uns im Speiseraum, obwohl ein Schlafsaal zur Verfügung stand. Entsprechend unbequem und wenig geruhsam war es. Zudem weckte uns der Koch nach ca. einer Stunde „Schlaf“-Zeit – das sei kein Schlafplatz! Unsere Schlafstrategie hatten wir nicht umsetzen können.

Wir machten uns auf den Weg und waren zunächst guter Dinge, als wir bereits um 6h38 in Fougères eintrafen. Die beiden Folgeetappen gestalteten sich allerdings sehr schwer: Schlafdefizit plus eine unerträglich Schwüle ließen uns nicht gut vorankommen. Wir hielten einen guten Mittagsschlaf unter einem Baum und quälten uns weiter durch die Schwüle. Unterwegs noch eine Eispause und in Dreux eine gute Mahlzeit. Für die verbleibenden 352 km brauchten wir insgesamt noch bis 0h40.

Wie wäre es gelaufen, wenn wir in Tinténiac vernünftig geschlafen hätten? Auf jeden Fall hätten wir uns weniger bleiern gefühlt. Vielleicht aber gar nicht so viel besser, denn die Wetterbedingungen waren wirklich nicht lustig (vielleicht ein Grund für die relativ hohe Abbruchquote von 24,3% ?).

Trotzdem sind wir sehr zufrieden: im Durchschnitt legten wir pro Tag 434 km (= 1.219 km / 2,81 Tage) zurück – muss man auch erst mal schaffen 😉

Post-PBP-Sonntag – zwischen PBP und Alltag

Bei jeder Ausgabe von PBP erhält man eine Trinkflasche. Beim mir sind es nun sieben Stück, d.h. die erste Flasche erhielt ich vor 24 Jahren. Man sieht, PBP ist nicht nur ein einmaliges Erlebnis, sondern eine Lebenseinstellung. PBP ist ein Vehikel, sich anspruchsvolle Pläne zu definieren und weiter als das Mainstream-Gedankenraster zu denken. Man kann wirklich viel erreichen, und für dass Erreichte bin ich sehr dankbar – bei weitem nicht jeder darf das erleben!


Ein Lieblingsfoto

Pause an einer Boulangerie an der Kontrolle in Villaines-la-Juhel. Es gab Quiche und Tarte aux pommes 😋 , wollen mir mal nicht meckern. Mangels Sitzgelegenheiten nehmen wir halt auf dem Boden Platz. Stimmung stimmt.


Peter auch im Ziel

Mit seinen Ärzten hat Peter vorab nicht darüber gesprochen, dass er an PBP teilnehmen möchte. Die hätten ihn für verrückt erklärt. Nur wenig Zeit ist nach einer OP vergangen. Es entspricht Peters Naturell, auch Unmögliches zu versuchen, zusammen mit größter Vernunft und Erfahrung.
Wer es genau wissen möchte, guckt auf dem Foto unten, welche Pläne Peter ansonsten realisiert. Wo das Nordkap liegt, wissen wir; wo Tarifa liegt, muss man ggf. nachschlagen.


Gut angekommen!

Nach unserem Mittagsschlaf unter dem Baum sind wir in sengender Hitze bis Dreux gerollt. Es war unsäglich schwül. Viele Franzosen standen am Straßenrand und boten uns Getränke an bzw. feuerten uns an. In Dreux haben wir genüsslich gespeist und sind dann – in der Dunkelheit – auf die letzte Etappe. Wir waren um Mitternacht am Ziel und nahmen unsere Medaille entgegen 😁😁.
Leider haben wir dann den Rückweg zum Haus nicht mehr so gut gefunden 🙈 und kamen erst gegen 4 Uhr an.
Heute: natürlich ausschlafen, die erste Welle habe ich schon hinter mir 🤓

Bald mehr auf diesem Kanal!

Villaines la Juhel, 1018 km

Noch 200 km 💪

Kurz nach der Kontrolle entdeckten wir die Boulangerie wieder, in die wir schon 2019 „eingefallen“ waren. Dort gibt es das berühmte Paris-Brest-Gebäck (mit viel Buttercreme) und ein Extra-PBP-Biskuit.

Auf dem Foto oben mittig sieht man eine Tafel mit Postkarten. Die Postkarten stammen von PBP-Fahrern der Vorjahre aus der ganzen Welt. Die Tafel haben Anwohner aufgestellt, die uns mit Getränken und Snacks empfangen. Sie verteilen kleine Zettelchen, auf denen ihre Adresse aufgedruckt ist; so werden wir aufgefordert, im Anschluss an PBP eine Postkarte zu senden.

Oben rechts sind die Fahrräder von Sina und Victor zu sehen. Sina ist Deutsche und stammt aus Hamburg; sie lebt in Paris mit Victor, der dort ein tolles Radgeschäft betreibt. Sie sind diesmal mit Fixies, d.h. mit Fahrrädern ohne Gangschaltung und mit starrer Nabe unterwegs – ansonsten wäre es zu einfach!


Loudéac, 21 Uhr

Hier gucken:

Routine an den Kontrollstellen: das Fahrrad wird auf einem Gerüst eingehakt. Nach dem Marsch zum Kontrollbüro, wo wir Stempel und Uhrzeit in unser Kontrollheftchen erhalten, nutzen wir die kurze Pause für Nahrungsaufnahme und Vorbereitungen für die Nacht (Armlinge und reflektierende Weste anziehen).